Mittwoch, 17. August 2011

Wieso wird ein "Nein" nicht als ein Nein akzeptiert?

Folgendes Gespräch habe ich heute erlebt:

Ich ging durch die Gassen der Stadt:
"Hallo Sie!!!!! nur 2 Sekunden, (ohne eine Antwort abzuwarten)  finden Sie auch, dass wir den Menschen die es nicht so gut haben wie wir, helfen sollten." "Klar" gab ich zu. "Genau, Sie sind sehr verständnisvoll und wollen die Welt etwas besser machen, das habe ich sofort gespürt. Sie sind ein Mann mit Herz, einer der nicht einfach zuschaut sondern handelt. Wir sind von der Organisation XY und wir unterstützen.................. . Sie können uns bestimmt etwas spenden."
Ich erklärte ihm, dass ich dieses Mal nichts spenden wolle und sagte: "Nein".
"Ja aber wir tun .....(und er begann sich von Neuem zu wiederholen)."
Ich lief los. Doch er verfolgte mich noch mindestens 30 Meter weiter, ohne seinen Monolog zu unterbrechen. Schließlich drehte ich mich um und verdeutlichte ihm: "Dieses Mal nicht, Nein!"

Nun solche Erlebnisse sind nichts Ungewöhnliches in einer Stadt. Das bin ich mich gewohnt. Was mich aber mehr beschäftigt ist die Frage: Wieso wird ein "Nein" nicht als solches akzeptiert?
Woher kommt es, das Menschen ein zutiefst Offenbartes Nein nicht als das anerkennen, was es doch unmissverständlich heisst, nämlich nein.
Einige Denkanstöße:
- Als Kinder haben wir herausgefunden: wenn Mama oder Papa nein sagt, dann finde ich vielleicht einen anderen Weg, doch noch zu kriegen was ich will (jammern, betteln, weinen)
- In Verkaufspsychologie wird oft gelernt: akzeptiere ein nein nicht als ein nein, der Kunde könnte auch ja meinen. Oder gib nicht auf und versuche, den potentiellen Kunden auf der emotionalen Seite zu berühren.
- Später in der Partnerschaft benutzen wir oft die genau gleichen Muster. Sagt ein Partner nein, dann versucht man es auf der Schiene vom "schlechten Gewissen machen".
- oder geht eine Beziehung auseinander weil einer der Beiden nicht mehr will, und sagt: nein ich will nicht mehr, dann ignoriert man das nein und versucht es mit allen Mitteln in ein Ja umzuwandeln.
Viele Beispiele könnte man hier noch anfügen.

Auf der anderen Seite wird in Persönlichkeits-Trainings und -Beratungen gelernt: lerne öfters nein zu sagen.

Meine persönlichen Erfahrungen haben mir gezeigt, wenn ich ein nein, gerade in zwischenmenschlichen Situationen wie Partnerschaften, nicht als solches erkannt und akzeptiert habe, dass ich mich dann von meinem Gegenüber emotional und persönlich sehr schnell so weit entferne, sodass der "Schaden" meist irreversibel ist. Und dies tut längerfristig mehr weh. Es ist oft besser, sich im Frieden zu distanzieren/trennen als mit Krach und Hass.
Jeder Mensch hat seine eigenen Gründe die ihn zu einem "nein" bewegen, jeder verfolgt seine eigene Logik und nur er weiss, wie und was er denkt und fühlt.

Wie denken Sie darüber? Können Sie ein "nein" akzeptieren? Können Sie nein sagen?
Ihre Gedanken interessieren mich: info@anima-coaching.ch

Die Fähigkeit, das Wort "Nein" auszusprechen, ist der erste Schritt zur Freiheit.
Nicolas Chamfort (französischer Schriftsteller 1741-1794)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Meine Meinung: